15. April 2025 / Fernwärme

20 Jahre Kohleausstieg bei der N‑ERGIE

Raus aus der Kohle? Das ist bei der N‑ERGIE schon seit 20 Jahren Geschichte. Anfang April 2005 traf der letzte Zug mit 1.150 Tonnen Steinkohle in Nürnberg-Sandreuth ein.

2023 wurden die alten Kohlesilos abgerissen. Der Platz steht für das geplante Altholzkraftwerk zur Verfügung.

© N‑ERGIE, Silke Weiß

Gut zwei Wochen später erlosch das Kohlefeuer für immer und das Zeitalter der Kohlekraftwerke in Nürnberg endete. „Wir sind stolz, dass die N‑ERGIE schon vor 20 Jahren mutig voran ging und sich von der Kohle verabschiedet hat. Das war nicht nur ein bedeutender Meilenstein in der Unternehmensgeschichte, sondern die Stadt Nürnberg war damit auch Vorreiter in Deutschland“, sagt Maik Render, Vorstandssprecher der N‑ERGIE.

Mit der Umrüstung des Heizkraftwerks von Steinkohle auf Erdgas wird die Umwelt seitdem jährlich um rund 140.000 Tonnen CO2 entlastet. 23 Jahre lang wurde Kohle als Energieträger im Heizkraftwerk zur Fernwärme- und Stromproduktion eingesetzt. Über 2.700 Kohlezüge brachten rund 3,5 Millionen Tonnen Steinkohle nach Sandreuth. Koppelt man die Züge zusammen, so ergibt das eine Gesamtlänge von 1.335 Kilometern, die der Entfernung zwischen Nürnberg und Neapel entspricht.

Rückblick: 24.000 Tonnen Kohle in acht Kohlesilos

In Zeiten der Kohleverfeuerung waren je nach Witterung mehrere Mitarbeitende zum Teil bis zu einem Tag lang mit der Entladung eines Kohlezugs beschäftigt. Besonders aufwändig war es, wenn bei besonders kalten Außentemperaturen die Kohle in den Waggons festgefroren war und jeder Waggon vor dem Entladen erst einmal erwärmt werden musste. Hierzu gab es damals eine Auftauhalle in der die Waggons nacheinander mit heißem Dampf behandelt wurden, bevor der Zug Stück für Stück weiter zur Entladung gezogen wurde. Eine betriebseigene Lok, die zu Beginn noch händisch und später per Fernsteuerung gefahren wurde, stand dafür bereit.

Nach dem Einfahren eines Kohlewaggons in die Entladehalle wurden die Klappen geöffnet und 50 Tonnen Steinkohle rutschten auf die Förderbänder. Diese transportierten bis zu 600 Tonnen Kohle in einer Stunde mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde und einer maximalen Steigung von 17 Prozent zu den acht Kohlesilos, in denen sie zwischengelagert wurden.

Die Kohlesilos fassten insgesamt 24.000 Tonnen, das war der Kohlebedarf für rund einen Monat. Je nach Bedarf und Witterung wurden im Heizkraftwerk damals pro Tag bis zu 800 Tonnen Steinkohle verfeuert. Von den Silos brachten Förderbänder die Kohle in einen Tagesbunker mit einem Fassungsvolumen von 1.000 Tonnen. Anschließend wurde die Kohle zu Staub gemahlen und in die Brennkammern der Hochdruckkessel im Heizkraftwerk eingeblasen.

Vor zwei Jahren verschwanden auch die letzten sichtbaren Überreste dieser Zeit: Die N‑ERGIE ließ die seit 1982 bestehenden Kohleanlagen abreißen.

Ausblick: Der Weg zur grünen Wärmeerzeugung

Anfang Mai 2005 wurde die neue Gas- und Dampfturbinen-Anlage in Sandreuth in Betrieb genommen. Sie versorgt die Nürnberger Haushalte und Unternehmen seitdem mit Fernwärme und produziert im hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Prozess gleichzeitig Strom.

2012 folgte das Biomasse-Heizkraftwerk und zwei Jahre später der Wärmespeicher, der gemeinsam mit zwei Elektroheizern das Heizkraftwerk noch flexibler macht. 2022 wurden die bestehenden Gasturbinen erneuert und gegen Gasturbinen ausgetauscht, die H2-ready sind.

Knapp 30 Prozent der Nürnberger Fernwärme stammen schon heute aus nicht-fossilen Quellen. Parallel zum Ausbau des Fernwärmenetzes macht die N‑ERGIE ihre Fernwärme in den nächsten Jahren noch deutlich umweltfreundlicher. Neben dem Einsatz von Großwärmepumpen ist die Nutzung von (industrieller) Abwärme, Erdwärme oder Wasserstoff geplant. Die nach dem Abriss der alten Kohlesilos frei gewordene Fläche steht nun für den Bau des neuen Altholzkraftwerks zur Verfügung, das sich aktuell im Genehmigungsverfahren befindet. Das bestehende Bahngleis soll für die geplante Anlieferung von Altholz weiter genutzt werden.